Bristol Motor Speedway
http://www.bristolmotorspeedway.com
http://www.stockcar-news.de/index.ph...-speedway.html
„Wenn Du glaubst, dass das hier wirklich alles abgefahren ist, dann warte, bis Du in Bristol warst“ So, oder so ähnlich soll Juan Pablo Montoya ihren damals neuen NASCAR-Kollegen Dario Franchitti auf das Rennen in Bristol vorbereitet haben.
Bristol ist wirklich etwas Besonderes.
Aber der Reihe nach:
Zufahrt
Das Dorf Bristol liegt mitten in den Bergen in gleich zwei Bundestaaten – Tennessee und Virginia. Sicher ist es nicht so einfach erreichbar, mit einer längeren Anreise sollte man schon rechnen. Keine Ahnung, ob dort zuerst der Highway oder der Speedway war. Es gibt einige Flughäfen in der Nähe (wobei die Nähe relativ ist). Für die letzten paar Hundert Meilen bis zum Speedway muss man schon Auto nehmen. Ich flog nach Charlotte. Von dort sind es knapp 220 Meilen zur Strecke.
Alle weiteren großen Flughäfen wie Cincinnati, Nashville, Atlanta sind 300 und mehr Meilen entfernt. Der nächste noch normal angeflogene Flughafen ist Asheville, ca 95 Meilen entfernt. Mit Umsteigen muss man aber rechnen.
Die Anreise aus Asheville, wo ich übernachtete, dauert eine kurzweilige 1,5 Stunde. Die Fahrtstrecke ist schön, man überquert mehrere Berge, es geht bis über 3800 Feet hoch. Schöne Aussichten. Aufpassen, hohe Präsenz der State Troupers
Parken
Es scheint kein Problem zu sein. Parkplätze gibt es genug, auch unmittelbar am Speedway, mit nur einem kurzen Fußmarsch. So gut wie alle sind kostenpflichtig – von 10 bis 30 $. Man kann auch kostenfrei parken, was ich an beiden Tagen – zu Nationwide und zu Cup – problemlos praktiziert habe – und zwar direkt unmittelbar an den 30 $ Parkplätzen. Vollkommen legal. (Danke, JJ, für den Tipp). Nur ein bisschen früher muss man dort sein. Allerdings sollte die Tatsache berücksichtigt werden, dass es erschreckend wenig Zuschauer gab und diese paar Parkplätze halt länger freiblieben. Wenn man einen längeren (aber nicht allzu langen) Fußmarsch im Kauf nimmt, gibt es noch mehr von solchen Parkplätzen. Besondere Vorsicht gibt es beim Regen. Man sollte vorsichtig sein, was den Untergrund betrifft. Ein Acker/Wiese in einer Hanglage, Straßengraben u.ä, könnte durchaus für Spannung sorgen, wenn man dann wieder rauszufahren versucht. Abhilfe – 4WD, oder doch die befestigten 30$ Parkplätze. Anderseits gibt es genug freundliche NASCAR Fans, die sowohl mit einem Ratschlag als auch Hilfe einem zu Seite stehen (eigene Erfahrung). Nach dem Rennen gab es die üblichen, aber nicht überlangen Wartezeiten und Staus, aber beides im Rahmen.
Die Wartezeiten und Staus gelten für alle. Da spaziere ich nach dem Rennen zu meinem Auto, und an der Ausfahrt aus einem Parkplatz gleich unterhalb des Speedway steht an der Kreuzung ein weißer Tahoe, und um ihn herum ein Pulk Fans. Also gucke auch hin – Jimmie Johnson am Steuer, frisch geduscht und gekämmt, paar Minuten nach dem Rennende, als hätte er nicht eben stressige 500 Runde intus. Seine Frau und sonst wer dabei. Und wartet geduldig auf die Weisung der Polizei um sich dann in den Stau einzuordnen. Super nett und freundlich, redet mit den Fans, absolut sympathisch. Nix Limo mit Chauffeur und abgedunkelten Scheiben und Polizeieskorte. Siehe Bild..
Tickets
Auf den meisten Strecken heißt es – je höher desto besser. Es ist auch in Bristol so, jedoch sind die unteren Plätze auch ok. Man sagt, es gibt keine schlechten Plätze in Bristol. So ist es auch. Von überall ist eine exzellente Sicht, egal wie weit unten oder oben, egal von welchem Stand. Für mich war diese nahezu Theateratmosphäre faszinierend. Alles liegt direkt vor dir, es gibt keine Sekunde ohne Verkehr, es kann dir eigentlich nichts entgehen. Zu Nationwide war ich im Turn 1, ziemlich weit unten, 40 Reihe (!!). Sicht Super. Für das Cup Rennen habe ich die teuerste verfügbare Karte genommen ($ 133,-) für die Earnhardt Terrace, Das ist der „aufgesetzte“ Stand am Turn 2. Effektiv war es so ca 110. Reihe. Wenn Du da oben bist, in den bequemen Einzelsesseln mit Armlehnen, Becherhalter und Haufen Platz im Kniebereich, zahlst Du schon alleine deswegen den Haufen Geld gerne. Und getreu dem Werbeslogan eines bekannten Kreditkartenanbieters – die Sicht ist unbezahlbar. Ich weiß, ich schwelge in Superlativen – aber ich habe immer noch Gänsehaut.
Die angehängten Bilder zeigen die Sicht aus den zwei Sitzpositionen.
Für diejenigen, die die Drivers Introduction aus der Nähe beobachten wollen: sie findet auf der Höhe des Turns 3. Anders als bei allen anderen Strecken ist es m.M.n. nicht wichtig, irgendwo an der Ziellinie zu sitzen – man sieht den Zieleinlauf vom überall her gut. Auch die Sicht auf die Pit Lane fällt als Priorität beim Ticketkauf weg, die Pits sind entlang der beiden Geraden und vom überall her supi einsehbar.
Fantastisch ist auch der Sound – alles bleibt in diesem Collosseum hängen – für die Ohren der totale Stress, für die NASCAR Seele reine Paradiesmusik. Die Verständigung mit dem Nachbarn schwierig, und auch der Funk tut sich schwer gegen das Motorengebrülle. Auch vom Sound her kein Vergleich mit anderen Strecken.
Leider war das Rennen bei weitem nicht ausverkauft, auf allen Stands waren erschreckend viele leere Plätze. Und das, obwohl eine zwei Woche vorher recht viel Optimismus über Vorverkauf herrschte. Trotz des besten Saisonanfangs ever von Dale Jr., trotz Danica Patrick, des neuen Zugpferdes von NASCAR. Trotz der 10 Ford Mustang GT, die Bruton Smith unter den (leider nur amerikanischen) Zuschauern verlosen ließ. Trotz des gewaltigen Werbetrommelns. Schade. Standardbegründung Wirtschaft? Sie bessert sich, die Arbeitslosenzahlen sinken stark, Sprit kostet „nur“ ca $3,50.
Mit Pre Race Pit Pass in Bristol habe ich keine Erfahrung, es gibt sie aber. Genauso wie Hospitality Pass u.ä.
Unterkunft
Ich nächtigte in Asheville und zahlte normale Preise. Es gab auch keinen Stress mit der Reservierung, es war frei. In der nächsten Umgebung, ca 25 Meilen, ist Johnson City. Eine kleine Stadt mit kompletter Infrastruktur, Restaurants und Hotels zu genüge. Allerdings mit einem saftigen Racezuschlag. Eine gute Möglichkeit ist selbstverständlich auch Motorhome. Die Preise kenne ich nicht, es wird aber allerlei geboten. Schließlich geht es auf den RV Plätzen hoch her. Auf dem Speedway hat einer erzählt, dass am Freitag Abend auch einige Fahrer, u.a. Montoya, eine Runde über Motorhome Platz machten.
Wie es mit Unterkunft von der anderen Seite – v.a. Süden aussieht, weiß ich nicht. Die nächstgroße Stadt von dieser Richtung ist Knoxville, m.M.n. weit genug, um normale Preise zu zahlen.
Wetter
Ja, man ist in den Bergen. Keine Trockenzeiten. Eigentlich mitteleuropäische Klimabedingungen, nur wärmer. Im März, zu Food City, kann in den umliegenden Bergen Schnee liegen, genauso können aber auch über 20 Grad warm sein. Man sollte auf alles vorbereitet sein – auf Sonnenbrand (am Samstag) und Biberkälte (am Sonntag). Im Sommer dagegen wird einen die feuchte Hitze zu schaffen machen.
Die Wetterunsicherheit im März hat mich bisher immer davon abgehalten, das Rennen schon früher zu besuchen – aus der heutigen Sicht könnte ich mich dafür in den Allerwertesten treten. So schlimm war es nicht.
Sonstiges
Ja, die Gegend ist schön. Frische, saubere Bergluft. Wer gerne Bergwanderungen macht, Wälder liebt, ist dort richtig, Asheville ist ein Luftkurort, wo sich die Reichen dieser Welt zur Gesundung trafen. Biltmore Estate, ein Schloss von einem Herrn Vanderbilt, eine Nachbildung von Loire Schlössern, sollte besucht werden.
Weiter südlich ist ein Ausflugort, klein Las Vegas, heißt Pigeon Forge. Die Amis lieben es dort. Nähere Infos kann JJ liefern, er besuchte den Ort letztes Jahr.
Aber ich denke – nach Bristol fährt man wegen Bristol, und zumindest was mich betrifft – es war unübertroffen.
Kurzes video vom Rennstart bis zu Smoke-Dreher:
Und paar Bilder:
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