Watkins Glen
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An/Zufahrt


Der Rundkurs von Watkins Glen liegt in Norden des Staates New York, was aber kein Hinweis auf eine unmittelbare Nähe der Stadt ist. Satte 5 Stunden Fahrt von New York sind drin, und auch von den anderen großen Städten der Ostküste ist es weit. Für die gestressten Bewohner der Ostküsten-Metropolen ist aber die Gegend ein Naherholungsgebiet.
Auch die Großstädte mit einer direkten Flugverbindung aus Deutschland sind gut 5 Autostunden entfernt. Noch am nächsten sind Buffalo oder Rochester als Annäherungsziele aus Deutschland.
Die Gegend ist wunderschön. Ein Paradies für Wanderer und Wassersportler. Die Finger Lakes – mehrere langgezogene große Seen – verfügen über einen sehr hohen Erholungswert. Natur und ihre Pflege stehen hier im Vordergrund. Einen nervigen Wecker oder Aufwach-Gepiepse von Smartphone braucht man hier nicht. Man wird zuverlässig mit der besten Empfehlung der Firma Briggs&Stratton geweckt. Zu jeder Tageszeit rattern hier ihre Motoren in irgendwelchen Rasenmähern, die nicht nur die schnuckligen Vorgärten, sondern gleich hektargroßen Wiesen perfekt in Schuss halten. Ein Wimbledon-Rasen ist ein D.reck dagegen. Arbeitslosigkeit gibt’s hier nicht. Wenn grad einer keinen dotierten Job habt, mäht er Rassen. Unaufhörlich, millimetergenau. Und am nächsten Tag wieder.
Alle Städte in der Gegend leben vor allem von Tourismus, die Infrastruktur passt. Das Städtchen Watkins Glen gehört zu einem der Zentren. Es ist mit Hotels und Restaurants gut ausgestattet. Allerdings ist es, nicht nur zu den verschiedenen Rennwochenenden, ein teures Plätzchen.
Ich habe in Cortland, ca. 50 Meilen von der Strecke, genächtigt. Auch dort habe ich für ein Kettenhotel einen stolzen Preis bezahlt. Ganz in der Nähe von Watkins Glen, z.B. in Ithaca oder Elmira-Gegend sind die Preise noch heftiger. Die 50 Meilen waren aber kein Problem. Die Fahrt durch die sattgrüne Natur, vorbei an schönen Seen und akkurat gemähten Vorgärten und Wiesen, bringt einem ein richtiges Hochgefühl und lässt ihn seinen stressigen, unterbezahlten 24/7 Job vergessen. So plätschert die Fahrt und plötzlich bist du in
unmittelbarer Nähe von Speedway, was du aber eher durch die Sheriff-Autos und Verkehrspylone merkst, nicht unbedingt durch den Verkehr.


Parken

Es empfiehlt sich selbstverständlich in der Nähe des Stands zu parken, wo man sein Ticket hat. Im Grunde kleben die Parkwiesen direkt an den Stands, die rund um den ganzen Kurs verteilt sind. Dies soll die einzige Empfehlung bleiben, alles andere ist unwichtig. Sowohl am Samstag zu Nationwide, als auch am Sonntag zu Monster Cup, war der Besuch sehr gut, am Sonntag waren die Stands so gut wie voll. Trotzdem war die Ausfahrt nur mit einer minimalen Wartezeit verbunden, alles ganz easy. Gleich nach der ersten Kreuzung verflüchtigte sich der Verkehr, keine Anzeichen von irgendwelchen Staus etc. Zumindest von „meiner“ Seite – Parking Gate 2. Parken war selbstverständlich kostenlos.



Anlage

Der auf einer Anhöhe gelegene Kurs bietet schöne Aussichten, die aber an einem Rennwochenende eher zweitrangig sind. Das ganze Leben findet im Infield statt. Außen sind eigentlich nur die Parkplätze. Gleich hinter den Gates sind die Stands. Über eine Fußgängerbrücke und Tunnels gelingt man ins Infield. Die Merchandiser- und Sponsorenarea ist eine der größten, die ich bei NASCAR gesehen habe. Alles schön kompakt, leicht zu erlaufen. An beiden Tagen sehr viel Action und sehr gut besucht.
Ein besonderes Clou von Watkins Glen ist die Tatsache, dass man de facto um die ganze Strecke laufen, und wenn man so will, sich das Renngeschehen aus verschiedenen Positionen anschauen kann. Vor allem für die Photographen eine feine Sache. Bis auf kleine Ausnahmen ist man hier nie weit vom Schuss. Beeindruckend sind hier v.a. die Esses und die Bus Stop. Ich bin am Samstag während der Practices und Nationwide Rennen um die Strecke gelaufen. Dabei auf mehreren Stands Probe gesessen, die am Samstag alle frei zugänglich sind, und das letzte Renndrittel an der Finish Line und an dem Ninety Stand erlebt. Diesen Walk kann ich auf jeden Fall empfehlen.



Tickets

Es gibt mehrere Stands, die alle gleichermaßen beliebt sind und empfohlen werden. Jedoch konzentrieren sich die meisten Empfehlungen auf die 3 Stands am Ende der Frontstretch.
Ninety, Seneca und Argetsinger. An sich gibt es unter diesen dreien keine Unterschiede – alle sind perfekt. Der Ninety Stand liegt über der Anbremszone und dem Turn 1. Von dem Seneca kann man gut das Gedränge in der Frontstretch vor dem Turn 1 sehen, wegen der breiten Auslaufzone ist der Stand aber ein bisschen zurückgesetzt. Der Argetsinger liegt an der Ausfahrt aus dem Turn 1 und Einfahrt in die Esses und ist recht dicht an der Strecke.
Ein bisschen enttäuscht war ich von den Frontstretch Stands – die sind v.a. für diejenigen empfehlenswert, die das Geschehen in den Pits sehen wollen.
Von dem Esses Stand kann man klasse beobachten, wie die Autos in den Kurven nachsetzen und sich verwinden.
Auf dem Stewart Stand war ich nicht. Der Riesbuck liegt über der letzten Kurve. Von hier kann man gut die Arbeit der Piloten am Lenkrad bei der Ein- und Durchfahrt der letzten Kurve sehen. Der Blick nach links zu Finishline ist von hier durch die Fußgängerbrücke behindert.
Die Fußgängerbrücke: die kann auch während des Rennens benutzt werden (Zugang ins Infield), sie ist aber so perfekt abgedichtet, dass man von hier absolut nichts sehen kann – also eher ein Tunnel als Brücke.


Wetter

Man ist hier im Norden von USA, das Wetter dürfte durchaus mit dem unseren vergleichbar sein. So gesehen, es gibt keine Sicherheit was Regenfreiheit betrifft. Allerdings sind die Chancen auf ein schönes Wetter größer als auf ein regnerisches. Auch die Temperaturen zu dieser Jahreszeit entsprechen den unseren, also – August = warm.



Sonstiges
In der Gegend kann man alles machen, was mit der Natur verbunden ist, ohne dass es hier jedoch großartige Sehenswürdigkeiten gibt. Ich glaube nicht, dass man aus Deutschland/Europa einfliegt, um hier zu spazieren, wandern, angeln. Zu weit, zu teuer, zu normal. Es gibt keine großen Städte in der nächsten Umgebung. Am nächsten ist es noch nach New York, aber auch das sind satte 400 km. Montreal, Toronto, Philadelphia, Boston – alles weit weg. Gerade noch Buffalo und somit Niagara Fälle sind in der Nähe (250 km). Also ein Wochenendtrip zum Rennen, während man woanders weilt. Und auch da kommt auf einen eine dicke Anfahrt von dem nächsten Flughafen.
Thema Rundkurs: ja, es ist anders. Nicht schlechter, nicht besser. Anders. Man sieht weniger von der Strecke, aber da helfen die reichlich vorhandenen Bigscreens. Man sieht aber auch die Autos durch eine Kurve fahren. Und bergauf. Und bergab. Die Geschichtsträchtigkeit der Strecke, das riesige Infield, die Nähe der Parkplätze ohne eine weite Wanderung, das ist alles gut. Aber v.a. wegen dem „anders“ eine klare Empfehlung für einen Besuch.
Ach ja, neben dem recht unterhaltsamen und spannenden Rennen (ich komme ohne Crashs aus, da bin ich nicht geil drauf), hatte ich die Ehre, mit nur 2 Stunden und 7 Minuten das kürzeste, über volle Distanz gefahrene NASCAR Rennen der modernen Geschichte (seit 1972) zu sehen.